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Bei Kaffee und Kuchen in die Vergangenheit reisen

Café Schulstube In Grünenbach gibt es für Demenzerkrankte einen Nachmittag Auszeit – und das bereits zum 100. Mal

Von Christiane Link-Raule
aus der Westallgäuer Zeitung vom 16.06.2017


Grünenbach Die Kaffeetafel ist liebevoll gedeckt mit Blumen und einem weißen Spitzenläufer. In der Tischmitte liegt mit Teelichten die Zahl 100. Bereits einhundert Mal fand der Nachmittag für Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz (Demenz) statt. Das „Café Schulstube“ in Grünenbach gibt es jetzt seit zwei Jahren, in denen an den Dienstagnachmittagen in der alten Schule von 14 bis 17 Uhr Kaffee und Kuchen, Gymnastik und Spiele angeboten werden.

Eine Kooperation der Gemeinde Grünenbach mit der Caritas-Sozialstation in Lindenberg ermöglichte am 16. Juni 2015 diesen „Ableger“ des in Lindenberg seit längerem von der Caritas Sozialstation betriebenen „Café Lichtblick“. Marie-Luise Anten-Dittmar, Seniorenbeauftragte der Gemeinde Grünenbach, erzählt: „Zur Zeit kommen sieben Gäste jeden Dienstag. Wichtig ist für sie Kontinuität und ein fester Rhythmus.“ Mit vier Betreuerinnen, davon drei Demenzhelferinnen und eine ausgebildete Fachkraft, wird der Nachmittag für die Seniorinnen und Senioren gestaltet, die Angehörigen haben drei Stunden frei.

Neben der Regelmäßigkeit des Angebots ist Kommunikation und Anregung entscheidend. Einige der Besucher sind in Grünenbach in die Schule gegangen, erinnern sich bei Kaffee und Kuchen an früher und erzählen sich gegenseitig ihre Geschichten. Das Schöne daran sei, dass das Treffen in jener Stube stattfinde, die ehemals Klassenzimmer war, erklärt Anten-Dittmar. Die Gespräche beim Kaffeeklatsch sind lebhaft und locker und der zur Feier des zweijährigen Bestehens erschienene Bürgermeister Markus Eugler freut sich über die positive Resonanz des Cafés: „Die Angehörigen reden darüber und ich habe gute Rückmeldungen erhalten. Das Angebot wird in der Gemeinde sehr geschätzt.“

Der Kuchen ist gegessen, der Kaffee getrunken, jetzt steht Tischgymnastik an. Annegret Pfeiffer, zuständig für das Programm, erzählt eine Geschichte, geht mit den Gästen in Gedanken spazieren und schwimmen. Unter dem Tisch wird mit den Füßen gelaufen, die Hände in der Luft kraulen und das Abtrocknen mit dem Handtuch macht allen sichtlich Spaß. „Wir haben jedes Mal ein Thema, mit dem wir uns beschäftigen“, sagt Pfeiffer. „Nächste Woche heißt unser Thema beispielsweise Erdbeeren.“ Jahreszeitlicher Bezug, Bewegung, Gedächtnistraining mit Blumenquizz oder Sprichwörter-Ergänzung, Tischspiele wie „Mensch ärger dich nicht“ und zum Abschluss gemeinsames Singen sind feste Bestandteile des Nachmittags: „Das Allgäulied ist inzwischen unser Ritual-Lied geworden“, sagt Pfeiffer und lacht.
„Das Wichtigste ist“, resümiert Anten-Dittmar, „dass sich alle wohlfühlen und für eine Woche Energie tanken.“ Die Seniorinnen und Senioren erhalten Aufmerksamkeit und Zuwendung, die Angehörigen werden kurzzeitig entlastet: „Ein tolles Angebot.“

Sie fühlen sich beim Rundumangebot mit Kaffee und Kuchen, Gymnastik und Gedächtnistraining im „Café Schulstube“ sichtlich wohl: Josef Haas, Hermann König, Seniorenbeauftragte Marie-Luise Anten-Dittmar und Hilde Hauber (von links). Foto: clr
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung!

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